Die große gelbe
Raute bedeutet das Stadium "des Eintretens in Den Strom",
wenn der Mensch in Den Strom der Spontanität, in Den Strom der
spontanen Zustände eintritt. Wenn der Mensch tatsächlich seine
gewohnte Wahrnehmung verlässt, die durch das eine Ufer symbolisiert
wird; jetzt tritt er in den Fluss ein, der voll des Unvorhersehbaren
ist, voller verschiedener Gefahren, verschiedener Errungenschaften,
die man erreichen kann, wenn man in den Fluss eingetreten ist. Die
gelbe Farbe symbolisiert auch die Farbe des Honigs - des Honigs in
jener Hinsicht, dass der Mensch schon bestimmte Resultate in eigener
Praxis erlebt. Das Stadium der Enttäuschung, des Schmerzes, des
Leidens neigt sich für den Menschen dem Ende zu und der Weg der
Suche beginnt, welcher sowohl mit einem großen Risiko ganz nach
unten zu fallen, als auch mit der Möglichkeit, vieles zu erreichen,
verbunden ist.
Die nächste kleine
Raute bedeutet die Methode der Meditation. Das ist die Methode,
welche den Menschen vom Stadium "des Eintretens in Den Strom"
zum Stadium "des Weilens in Dem Strom" führt. Meditation
wird mit Grün symbolisiert, die Farbe, die für Stille und Ruhe
steht, welche man in diesem Zustand erreicht.
Das Stadium "des
Weilens in Dem Strom" bedeutet, dass der Mensch das bisherige
Ufer endgültig verlassen hat. Aber dieser Mensch ist vom Erreichen
wirklich bedeutender Ergebnisse noch ziemlich weit entfernt. Das
Stadium "des Weilens in Dem Strom", welche durch die blaue
Raute symbolisiert wird, ist voll von Unvorhersehbarkeiten und
Gefahren. Deshalb treten viele Menschen die Reise an, sie erreichen
große Resultate in der eigenen spirituellen Entwicklung, aber das
Risiko, abzustürzen, ganz nach unten zu fallen, es bleibt bestehen.
Deshalb gibt es in der spirituellen Praxis keine Titel, die man
lebenslänglich erhält, hier gibt es keine Professoren, keine
Doktoren und so weiter. Weil man all das, was im Laufe der Praxis
erreicht wird, jeden Tag in sich selbst aufrechterhalten muss,
ansonsten kann man das verlieren und wieder bis zum Nullpunkt
runterfallen.
Anfänglich ist die
Praxis an sich sehr zerbrechlich, insbesondere wenn das nur die
Praxis der Konzentration ist. Sie ähnelt einer kleinen Blume, die
jeder zertreten kann. Deshalb reicht lediglich eine Pause in der
Praxis oder dass der Mensch zu viel Energie für irgendwelche
Emotionen oder Gedanken ausgibt, damit er alles verliert, was er im
Laufe von Tagen, Wochen, Monaten oder vielleicht sogar Jahren
gesammelt hat. Sofern jedoch die Praxis vertieft wird, wird diese
Blume zu einem kräftigen Baum, der nicht vernichtet werden kann,
egal welcher Orkan oder Sturm dem Menschen zustößt. Und der Mensch
braucht großen Mut, er muss all seine Mühe sammeln, um den Erfolg
in der Praxis zu erreichen. Es langt nicht, wenn der Mensch nur einen
Teil seiner Mühe in seiner Praxis sammelt. Wenn der Mensch auch nur
etwas Aufmerksamkeit irgendwelchen äußeren materiellen Zielen
schenkt, bedeutet dies nur eins: dieses "ein wenig" wird
dem Menschen stets fehlen, um das nächste Niveau der spirituellen
Entwicklung zu erreichen. Nur dann, wenn alle Mühe gesammelt ist,
kommt die ganze Energie zusammen, die im Menschen in diesem Moment
vorhanden ist. Das bedeutet, dass nur in diesem Fall der Mensch
genügend Energie sammeln kann, die ihn in den nächsten Zustand
hineinstößt, in das nächste Niveau der Wahrnehmung.
Die
blaue Farbe symbolisiert die Ruhe, die im Laufe des Zustandes der
Meditation eintritt. Wenn der Mensch den Zustand der Ruhe und Stille
erreicht, kann er den Zustand weiter vertiefen. Diese Stille und
diese Ruhe lassen sich so weit vertiefen, dass die äußere Tätigkeit
den Menschen nicht mehr kümmern wird. Und alle Konflikte, die früher
in seinem alltäglichen Leben Bestand hatten, werden allmählich
verschwinden. Weil für den Menschen nur seine innere Entwicklung von
Bedeutung bleiben wird, wohingegen alles Äußere irrelevant wird.
Es kann sein, dass
ein solcher Mensch einer aktiven äußeren Tätigkeit nachgehen wird
oder auch nicht, das kann keiner sagen. Die Hauptsache ist, dass all
die Hektik, die um ihn herum herrscht, ihre Bedeutung völlig
einbüßt.
Es gab viele Lehrer,
die, sogar während sie sich in solchen Phasen der Praxis befanden,
einer sehr aktiven äußeren Tätigkeit nachgegangen sind. Als
Beispiel kann man hier Aurobindo nennen: während er dabei war, eine
der letzten Phasen seiner Praxis abzuschließen, die er "die
Zerstörung des Verstandes" nannte, war er Anführer der
Unabhängigkeitsbewegung in Indien, trat auf zahlreichen
Massenversammlungen auf, schrieb viele Artikel für unterschiedliche
Zeitungen und Zeitschriften. In dieser Zeit hat er die vollständige
Beruhigung seines Verstandes erreicht. Diese und andere Beispiele
zeigen, dass der Mensch völlig ruhig und regungslos im Inneren sein
kann und dabei der aktivsten äußeren Tätigkeit nachgehen. Wenn man
Menschen trifft, welche das Materielle und das Spirituelle klar
trennen, bedeutet dies nur eins - diese Menschen verstehen nicht
richtig, worin das Materielle und das Spirituelle bestehen. Wenn der
Mensch praktiziert, indem er auf dem Kopf steht, heißt es nicht,
dass auch die Wahrheit in ihm umkippt. Aber diejenigen Menschen,
welche meinen, dass deren Praxis von irgendwelchen äußeren
Geräuschen, von der Ernährung, vom geographischen Ort oder von noch
irgendwelchen Faktoren abhängig ist, solche Mensch binden sich
selbst an diese äußeren Objekte und messen ihnen eine zu große
Bedeutung in ihrem Leben bei. Wenn diese Menschen aber endlich
begreifen, dass ihre äußere Tätigkeit in Wirklichkeit unbedeutend
für sie ist, dann können sie die innere Ruhe erreichen. Solange der
Mensch Anhänglichkeit zu einem äußeren Objekt hat, bedeutet das,
dass er irgendwelches Eigentum besitzt; es gibt Eigentum, das man
stets schützen muss. Da es ja Menschen geben kann, die das Eigentum
stehlen könnten, die das Eigentumsrecht missachten könnten. Dieses
Eigentum kann alles sein: irgendwelche Sachen, irgendwelche Menschen,
irgendeine gesellschaftliche Stellung oder bestimmte
zwischenmenschliche Beziehungen - all das stellt eine Anhänglichkeit
zu äußeren Objekten dar. Und wenn der Mensch sich an solche äußeren
Objekte bindet, heißt das, dass er viele Feinde bekommt, weil er
sich nun darum kümmern muss, wie man seine Reputation, seine soziale
Stellung, das Geld, irgendwelchen Besitz verteidigt. Deshalb kann der
Mensch keine einzige Minute ruhig leben - weil er sich stets darüber
Sorgen machen muss, ob sein Besitz in Sicherheit ist. Wenn der Mensch
jedoch beginnt, seine Anhänglichkeiten zu äußeren Objekten
loszuwerden, wenn er begreift, dass er nichts davon mit ins Grab
nehmen wird, dass er trotzdem glücklich und schön leben kann,
unabhängig davon, ob er das alles behält oder verliert, dann fühlt
er keine Unruhe mehr, weil er weiß, dass keiner seine innere Stille
stören kann. Keiner kann ohne seine ausdrückliche Zustimmung ins
Innere gelangen und seine Stille und Ruhe stören. Und dann versteht
der Mensch, dass man sich keine Sorgen darüber machen soll, was in
seinem äußeren Leben geschieht. Etwas kann in einem Moment kommen
und im nächsten verschwinden, jemand kann etwas geben und dann
wegnehmen - aber niemand kann seine Stille und Ruhe stören. Dann
kann der Mensch sich wirklich komplett entspannen und vollständige
Ruhe erreichen, wenn er versteht, dass ausschließlich seine innere
Tätigkeit die größte Bedeutung für ihn hat. Je mehr
Anhänglichkeiten zu äußeren Objekten der Mensch hat, desto
zahlreicheren Gefahren ist es ausgesetzt. Wenn ein solcher Mensch
allerdings die Anhänglichkeiten zu äußeren Objekten loswird,
bedeutet es, dass er auch die Gefahren in seinem Leben loszuwerden
beginnt. Dann fühlt er eine immer tiefere Ruhe in seinem Inneren.
Die
Menschen, die sich in der Gesellschaftsordnung "unten"
befinden, stellen nur Rädchen im Getriebe dar und sind ohne Frage
stets abhängig von jenen, die sich "oben" befinden.
Deshalb werden sie immer von jemandem bedroht, sind immer von
jemandem abhängig. Die Menschen, die sich oben in der
gesellschaftlichen Pyramide befinden, sind jedoch gleichfalls von der
Menschenmasse abhängig, die sie so hoch befördert hat. Deshalb sind
sie genauso abhängig wie die anderen. Egal, welchen Erfolg man in
der sozialen Stellung erreicht, man bleibt immer abhängig - entweder
von der sozialen Schicht oberhalb oder unterhalb von einem.
Die Menschen meinen,
dass ein Erfolg in der gesellschaftlichen Stellung ihre Position
festigen kann, sie sind bestrebt, den Erfolg immer auszuweiten. Je
mehr der Mensch jedoch bekommt, desto höher ist die Gefahr, dass es
jemand wegnehmen kann. Daher betrügen solche Menschen nur sich
selbst.
Die letzte kleine
Raute ist hellblau. Das ist die Methode, die einen der höchsten
Zustände in der Praxis symbolisiert - Samadhi. Aus dem Sanskrit
übersetzt bedeutet Samadhi "Gleichgewicht" - das
Gleichgewicht des Körpers und des Verstandes. Das ist, wenn alles im
Menschen zu einer Harmonie kommt: alles, was seine äußeren sowie
seine inneren Aspekte betrifft.
Copyright © 2014 Sergey Bugaev und Vladimir Kuzin. Alle Rechte vorbehalten.
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