Das letzte Stadium
der Praxis, durch die weiße Raute symbolisiert, stellt "das
Erreichen des anderen Ufers" dar, wenn der Mensch den eigenen
spirituellen Ursprung erreicht, was das Ende... oder die Spitze
seiner eigenen spirituellen Entwicklung bedeutet. Obwohl man dabei
nicht vergessen darf, was ich anfangs sagte: jedes Ende legt nur eine
Zwischenphase nahe und nicht mehr. Deshalb haben Die Weisen des
Altertums all die (nächst-)höchsten Niveaus der Praxis mit
denselben Worten benannt: sie nannten alle nachfolgenden Niveaus der
Praxis "Erleuchtung" oder "Vollkommene Weisheit".
Es hat keinen Sinn, den Menschen zu erzählen, was danach ist, oder
es zu klassifizieren, weil diese Zustände sich außerhalb des
Rahmens vom mentalen Verstehen befinden. Daher hat es keinen Sinn
diesen Zustand weiter aufzuteilen. Man nannte alle nachfolgenden
Niveaus mit dem gleichen Wort. So dass die Praktizierenden, die diese
Niveaus erreichen, selbst erleben dürfen, dass das Ende einer Treppe
der spirituellen Entwicklung lediglich der Anfang einer anderen ist.
Manchmal fragen die Menschen: "Moment mal, was gibt es, wenn ich
die Erleuchtung erlange? Wird das das Ende meiner spirituellen
Entwicklung sein?". Dem ist nicht so. In seiner Erleuchtung wird
der Mensch weitere Möglichkeiten für seine spirituelle Entwicklung
entdecken. Möglicherweise wird er es für sich selbst irgendwie
anders benennen. Es kann auch sein, dass er das gar nicht benennen
wird. Es hat einfach keinen Sinn, das irgendwie zu klassifizieren.
Viele Fragen, was
den Samadhi-Zustand vom Zustand der Erleuchtung oder vom Zustand Der
Vollkommenen Weisheit unterscheidet. Der Zustand des Samadhi ist ein
Zustand, der durch einen zeitlichen Rahmen begrenzt ist. Er ist noch
im hohen Maß durch die Wahrnehmung des Menschen beschränkt. Warum?
Weil der Mensch das höchste intuitive Wissen im Inneren tatsächlich
erreichen kann, er kann diesen Zustand aber auch verlassen - und
unter Umständen sogar zum Ausgangsniveau der Entwicklung absteigen.
Wenn der Mensch
jedoch den Zustand Der Vollkommenen Weisheit erreicht, bedeutet das,
dass er bereits endgültig das andere Ufer erreicht hat, dass er in
Den Strom dieses Zustandes eingetreten ist und nie mehr aus Ihm
austreten wird. Das unterscheidet den Zustand des Samadhi vom Zustand
Der Vollkommenen Weisheit. Der Zustand des Samadhi kann
verlorengehen, wenn ein solcher Mensch mit seiner Praxis aufhört.
Aber dass der Mensch sich endgültig und unumkehrbar in Dem Strom
dieses Zustandes festigt, bedeutet ja, dass er in Wirklichkeit den
Zustand Der Vollkommenen Weisheit, den Zustand der eigenen
Erleuchtung erreicht hat.
Deswegen ist das
Erreichen des anderen Ufers das Stadium, das durch eine weiße Raute
symbolisiert wird. Weil die weiße Farbe alle bisherigen Farben
beinhaltet, das ist das komplette Spektrum aller bisherigen Farben.
Deshalb ist es nicht so, dass der Zustand Der Vollkommenen Weisheit
ein ganz besonderer Zustand ist, den der Mensch niemals zuvor kannte.
Das ist das Ergebnis aller bisherigen Errungenschaften. Es ist
einfach so, dass jedes nachfolgende Resultat dem vorausgegangen
entstammt.
Wenn
der Mensch diese Frucht erreicht, die eigene Erleuchtung, heißt das,
dass sich hier die drei vorausgegangen Zustände - Konzentration,
Meditation und Samadhi - vereinigen. Die drei Zustände werden in
einem Punkt der Raumzeit eins und dabei wird der Zustand Der
Vollkommenen Weisheit erreicht. Das symbolisiert die weiße Raute.
Die hellblaue Raute
(Samadhi) steht für die Farbe des Himmels, das bedeutet die Farbe
der höchsten Ekstase und Treue, die der Mensch beim Praktizieren
dieses Zustandes erreicht.
Nur dann, wenn die
drei Methoden - Konzentration, Meditation und Samadhi - vom Menschen
zeitgleich praktiziert werden, kann ein solcher Mensch den Zustand
Der Vollkommenen Weisheit wirklich erreichen. Die Konzentration
alleine reicht nicht. Wenn der Mensch den Zustand der Ruhe und Stille
nicht erreicht, bedeutet das, dass er die hohen Zustände, die
vielleicht später kommen werden, nicht aufrechterhalten wird können.
Er wird diese Zustände ganz sicher verlieren. Wenn der Mensch aber
irgendwelche, vielleicht auch sehr hohen Zustände während seiner
Praxis erlangt und dann plötzlich mit der Konzentration aufhört,
bedeutet das nur eins: dass ein solcher Mensch die Ursache all dieser
Zustände verliert.
Die Konzentration
sammelt Energie. Sie sammelt die Energie, die notwendig ist, damit
der Mensch beliebig hohe Zustände erlangen kann. Wenn der Mensch
aufhört die Konzentration zu praktizieren, bedeutet das nur eins:
früher oder später wird er die gesamte Energie, die er zuvor
gesammelt hat, verlieren und verschwenden, und anschließend verliert
er diesen Zustand. Egal welch einen hohen Zustand ein Mensch erreicht
hat, er kann diesen verlieren. Wenn der Mensch aber die Praxis der
Konzentration fortsetzt - unabhängig davon, welche Zustände er
erlangt hat - bedeutet das nur eines: er wird die Energie beständig
sammeln, er wird in den Zuständen, in denen er sich befindet, immer
innerlich gesammelt sein. Und dann kann er die Zustände nur noch
weiter vertiefen, ohne sie je zu verlieren. Deshalb sollte man die
Konzentration in jedem Fall praktizieren. Das ist eine der
nachfolgenden Fallen, in die jeder Praktizierender mal tappt.
Viele,
die die Konzentration am Anfang erfolgreich praktizieren, die in der
Praxis innerlich gesammelt sind, erreichen in der Tat den Zustand der
Meditation. Solche Menschen erreichen die vollständige Stille und
Ruhe im eigenen Inneren. Sie sammeln eine Energiemenge, die es ihnen
erlaubt, ständig im Zustand der Meditation zu sein. Dabei sind sie
nicht mal gezwungen, sich mit der Konzentration zu beschäftigen -
der Zustand bleibt auch so vorhanden. Aber viele Menschen täuschen
sich an dieser Stelle. Sie fangen an, mit dem Zustand, in dem sie
gerade sind, befriedigt zu sein. Sie sagen: "Mir geht es sowieso
bereits gut, es gibt keine Notwendigkeit noch etwas zu tun".
Und nach einer Weile
geben sie die gesamte Energie aus, die sie zuvor gesammelt haben. Sie
werden von einem äußeren Objekt abgelenkt und versenken da all die
gesammelte Energie. Und dann verlieren sie sofort diesen Zustand und
sinken bis auf Null. Anschließend müssen sie ihre Praxis so
beginnen, als wären sie ganz am Anfang. Das sind Fallen, in die die
Mehrheit der Praktizierenden tappt - wenn die Leute beginnen sich mit
dem erreichten Resultat völlig zufrieden zu geben.
Doch
selbst der Zustand der Meditation - er ist nur ein Zwischenstadium.
Weil der Mensch nie bis ans Ende seiner eigenen Entwicklung gelangen
kann. Nur eine Leiche hat keine Bestrebungen mehr. Solange der Mensch
am Leben ist, findet sich immer etwas, wonach man streben kann, das
Leben eines Menschen bedeutet immer eine Bewegung. Deshalb, selbst
wenn ihr bestimmte Resultate in der eigenen Praxis erreicht, sollte
man sich mit den Resultaten niemals zufrieden geben, man sollte immer
weiter und weiter praktizieren. Ansonsten wird der Verstand euch
austricksen und euch ein neues Podest anbieten. Sodann der Mensch
plötzlich zum Schluss kommt, dass er bereits ein Meister ist, dass
er tatsächlich etwas in seiner Praxis erreicht hat. Dies stellt eine
sehr große und sehr feine Gefahr dar, weil der Verstand, wenn er ein
solches Podest baut, dafür sorgt, das der Mensch aus der Höhe
dieses Sockels nur schwer hören kann, was ihm die anderen
Sterblichen sagen.
Deshalb sollte der
Mensch in dieser Praxisphase extrem aufmerksam bleiben. Wenn es euch
gelingt, den Verstand unter Kontrolle zu bringen, ganz direkt, dann
wird er trotzdem versuchen, mit möglichst feinen Tricks die
Kontrolle über euch wiederzuerlangen.
Diese Linie Des
Weges symbolisiert daher nur eine bestimmte Zwischenphase in der
Entwickelung des Menschen. Es bedeutet weder den Anfang noch das Ende
der Entwicklung - das ist lediglich ein Abschnitt auf dem Weg, mehr
nicht.
09.07.1996
Copyright © 2014 Sergey Bugaev und Vladimir Kuzin. Alle Rechte vorbehalten.
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