Donnerstag, 13. Februar 2014

Die Linie Des Weges (3): Das Erreichen des anderen Ufers

Das letzte Stadium der Praxis, durch die weiße Raute symbolisiert, stellt "das Erreichen des anderen Ufers" dar, wenn der Mensch den eigenen spirituellen Ursprung erreicht, was das Ende... oder die Spitze seiner eigenen spirituellen Entwicklung bedeutet. Obwohl man dabei nicht vergessen darf, was ich anfangs sagte: jedes Ende legt nur eine Zwischenphase nahe und nicht mehr. Deshalb haben Die Weisen des Altertums all die (nächst-)höchsten Niveaus der Praxis mit denselben Worten benannt: sie nannten alle nachfolgenden Niveaus der Praxis "Erleuchtung" oder "Vollkommene Weisheit". Es hat keinen Sinn, den Menschen zu erzählen, was danach ist, oder es zu klassifizieren, weil diese Zustände sich außerhalb des Rahmens vom mentalen Verstehen befinden. Daher hat es keinen Sinn diesen Zustand weiter aufzuteilen. Man nannte alle nachfolgenden Niveaus mit dem gleichen Wort. So dass die Praktizierenden, die diese Niveaus erreichen, selbst erleben dürfen, dass das Ende einer Treppe der spirituellen Entwicklung lediglich der Anfang einer anderen ist. Manchmal fragen die Menschen: "Moment mal, was gibt es, wenn ich die Erleuchtung erlange? Wird das das Ende meiner spirituellen Entwicklung sein?". Dem ist nicht so. In seiner Erleuchtung wird der Mensch weitere Möglichkeiten für seine spirituelle Entwicklung entdecken. Möglicherweise wird er es für sich selbst irgendwie anders benennen. Es kann auch sein, dass er das gar nicht benennen wird. Es hat einfach keinen Sinn, das irgendwie zu klassifizieren.
Viele Fragen, was den Samadhi-Zustand vom Zustand der Erleuchtung oder vom Zustand Der Vollkommenen Weisheit unterscheidet. Der Zustand des Samadhi ist ein Zustand, der durch einen zeitlichen Rahmen begrenzt ist. Er ist noch im hohen Maß durch die Wahrnehmung des Menschen beschränkt. Warum? Weil der Mensch das höchste intuitive Wissen im Inneren tatsächlich erreichen kann, er kann diesen Zustand aber auch verlassen - und unter Umständen sogar zum Ausgangsniveau der Entwicklung absteigen.
Wenn der Mensch jedoch den Zustand Der Vollkommenen Weisheit erreicht, bedeutet das, dass er bereits endgültig das andere Ufer erreicht hat, dass er in Den Strom dieses Zustandes eingetreten ist und nie mehr aus Ihm austreten wird. Das unterscheidet den Zustand des Samadhi vom Zustand Der Vollkommenen Weisheit. Der Zustand des Samadhi kann verlorengehen, wenn ein solcher Mensch mit seiner Praxis aufhört. Aber dass der Mensch sich endgültig und unumkehrbar in Dem Strom dieses Zustandes festigt, bedeutet ja, dass er in Wirklichkeit den Zustand Der Vollkommenen Weisheit, den Zustand der eigenen Erleuchtung erreicht hat.
Deswegen ist das Erreichen des anderen Ufers das Stadium, das durch eine weiße Raute symbolisiert wird. Weil die weiße Farbe alle bisherigen Farben beinhaltet, das ist das komplette Spektrum aller bisherigen Farben. Deshalb ist es nicht so, dass der Zustand Der Vollkommenen Weisheit ein ganz besonderer Zustand ist, den der Mensch niemals zuvor kannte. Das ist das Ergebnis aller bisherigen Errungenschaften. Es ist einfach so, dass jedes nachfolgende Resultat dem vorausgegangen entstammt. 

 
Wenn der Mensch diese Frucht erreicht, die eigene Erleuchtung, heißt das, dass sich hier die drei vorausgegangen Zustände - Konzentration, Meditation und Samadhi - vereinigen. Die drei Zustände werden in einem Punkt der Raumzeit eins und dabei wird der Zustand Der Vollkommenen Weisheit erreicht. Das symbolisiert die weiße Raute.
Die hellblaue Raute (Samadhi) steht für die Farbe des Himmels, das bedeutet die Farbe der höchsten Ekstase und Treue, die der Mensch beim Praktizieren dieses Zustandes erreicht.
Nur dann, wenn die drei Methoden - Konzentration, Meditation und Samadhi - vom Menschen zeitgleich praktiziert werden, kann ein solcher Mensch den Zustand Der Vollkommenen Weisheit wirklich erreichen. Die Konzentration alleine reicht nicht. Wenn der Mensch den Zustand der Ruhe und Stille nicht erreicht, bedeutet das, dass er die hohen Zustände, die vielleicht später kommen werden, nicht aufrechterhalten wird können. Er wird diese Zustände ganz sicher verlieren. Wenn der Mensch aber irgendwelche, vielleicht auch sehr hohen Zustände während seiner Praxis erlangt und dann plötzlich mit der Konzentration aufhört, bedeutet das nur eins: dass ein solcher Mensch die Ursache all dieser Zustände verliert.
Die Konzentration sammelt Energie. Sie sammelt die Energie, die notwendig ist, damit der Mensch beliebig hohe Zustände erlangen kann. Wenn der Mensch aufhört die Konzentration zu praktizieren, bedeutet das nur eins: früher oder später wird er die gesamte Energie, die er zuvor gesammelt hat, verlieren und verschwenden, und anschließend verliert er diesen Zustand. Egal welch einen hohen Zustand ein Mensch erreicht hat, er kann diesen verlieren. Wenn der Mensch aber die Praxis der Konzentration fortsetzt - unabhängig davon, welche Zustände er erlangt hat - bedeutet das nur eines: er wird die Energie beständig sammeln, er wird in den Zuständen, in denen er sich befindet, immer innerlich gesammelt sein. Und dann kann er die Zustände nur noch weiter vertiefen, ohne sie je zu verlieren. Deshalb sollte man die Konzentration in jedem Fall praktizieren. Das ist eine der nachfolgenden Fallen, in die jeder Praktizierender mal tappt.
Viele, die die Konzentration am Anfang erfolgreich praktizieren, die in der Praxis innerlich gesammelt sind, erreichen in der Tat den Zustand der Meditation. Solche Menschen erreichen die vollständige Stille und Ruhe im eigenen Inneren. Sie sammeln eine Energiemenge, die es ihnen erlaubt, ständig im Zustand der Meditation zu sein. Dabei sind sie nicht mal gezwungen, sich mit der Konzentration zu beschäftigen - der Zustand bleibt auch so vorhanden. Aber viele Menschen täuschen sich an dieser Stelle. Sie fangen an, mit dem Zustand, in dem sie gerade sind, befriedigt zu sein. Sie sagen: "Mir geht es sowieso bereits gut, es gibt keine Notwendigkeit noch etwas zu tun".
Und nach einer Weile geben sie die gesamte Energie aus, die sie zuvor gesammelt haben. Sie werden von einem äußeren Objekt abgelenkt und versenken da all die gesammelte Energie. Und dann verlieren sie sofort diesen Zustand und sinken bis auf Null. Anschließend müssen sie ihre Praxis so beginnen, als wären sie ganz am Anfang. Das sind Fallen, in die die Mehrheit der Praktizierenden tappt - wenn die Leute beginnen sich mit dem erreichten Resultat völlig zufrieden zu geben.
Doch selbst der Zustand der Meditation - er ist nur ein Zwischenstadium. Weil der Mensch nie bis ans Ende seiner eigenen Entwicklung gelangen kann. Nur eine Leiche hat keine Bestrebungen mehr. Solange der Mensch am Leben ist, findet sich immer etwas, wonach man streben kann, das Leben eines Menschen bedeutet immer eine Bewegung. Deshalb, selbst wenn ihr bestimmte Resultate in der eigenen Praxis erreicht, sollte man sich mit den Resultaten niemals zufrieden geben, man sollte immer weiter und weiter praktizieren. Ansonsten wird der Verstand euch austricksen und euch ein neues Podest anbieten. Sodann der Mensch plötzlich zum Schluss kommt, dass er bereits ein Meister ist, dass er tatsächlich etwas in seiner Praxis erreicht hat. Dies stellt eine sehr große und sehr feine Gefahr dar, weil der Verstand, wenn er ein solches Podest baut, dafür sorgt, das der Mensch aus der Höhe dieses Sockels nur schwer hören kann, was ihm die anderen Sterblichen sagen.
Deshalb sollte der Mensch in dieser Praxisphase extrem aufmerksam bleiben. Wenn es euch gelingt, den Verstand unter Kontrolle zu bringen, ganz direkt, dann wird er trotzdem versuchen, mit möglichst feinen Tricks die Kontrolle über euch wiederzuerlangen.
Diese Linie Des Weges symbolisiert daher nur eine bestimmte Zwischenphase in der Entwickelung des Menschen. Es bedeutet weder den Anfang noch das Ende der Entwicklung - das ist lediglich ein Abschnitt auf dem Weg, mehr nicht.


09.07.1996

Copyright © 2014 Sergey Bugaev und Vladimir Kuzin. Alle Rechte vorbehalten.

 


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